Warum auch Ewald Lienen die Friedenswanderung unterstützt

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Herr Lienen, Sie haben sich in den 1980er-Jahren bei Sportler für den Frieden engagiert, einer damals ziemlich bekannten Initiative, die dann im Jahr 1987 eine Friedensstafette von Flensburg bis zur Zugspitze durchführte. Wie kamen Sie zu dieser Initiative?

Ewald Lienen: Ich habe ja bereits in den 1970ern angefangen, mich zu engagieren. Das begann mit der Berufsverbote-Initiative. Linke durften plötzlich nicht mehr im Staatsdienst arbeiten, während Nazis massenhaft in den Verwaltungen saßen. Das fand ich unsäglich. Als sich diese Sportlerinitiative gründete, war es eine Selbstverständlichkeit, mich auch da zu engagieren.

Friedensarbeit als Selbstverständlichkeit?

Ich war ja schon länger in der Friedensbewegung aktiv. Sie war ein großer Teil von mir und überhaupt eine großartige Zeit für alle, die dabei mitgemacht haben. Wir waren damals ein breites Bündnis von Menschen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen. Es gab damals eine weltweite Solidarität für den Frieden. Das alles hat uns große Kraft gegeben.

Sportler für den Frieden
ewald_lienen_01_2_0.jpgAus Protest gegen den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau gründeten drei Leistungssportler 1981 die Initiative „Sportler gegen Atomraketen – Sportler für den Frieden". Sie protestierten für Völkerverständigung durch den Sport und gegen Pershing-II-Raketen in Deutschland. Dank der Unterstützung zahlreicher Spitzensportler* innen erreichte die Initiative eine breite Öffentlichkeit, organisierte große Sportfeste und 1987 auch eine Friedensstafette von Flensburg bis zur Zugspitze. Ewald Lienen war zeitweise einer der Sprecher*innen von Sportler für den Frieden.
www.sportler-fuer-den-frieden.de

Gab es Kritik an Ihrem Engagement?

Nicht wirklich. Als ich 1985 die Wahl zum Tor des Monats Oktober gewonnen hatte, wollte die Sportschau-Redaktion von mir wissen, ob ich im Studio meinen „Sportler gegen Atomraketen“- Pullover tragen würde. Nach meinem vorherigen Studioauftritt hatte der WDR-Intendant nämlich angewiesen, politische Propaganda im Programm zu unterbinden. Ich war empört und wir haben uns dann auf einen Anstecker geeinigt. Aber eigentlich gab es kaum Kritik. Sportler sind ja genauso Bürger wie jeder oder jede andere auch. Deswegen haben auch Sportler das Recht und die Pflicht, ihre Meinung kundzutun.

Wie konnten Sie sich bei Sportler für den Frieden einbringen?

Wenn ich mich als Bundesligaspieler geäußert habe, wurde dies durch die Medien verbreitet. Es war einfacher, sich durch das Rampenlicht Gehör zu verschaffen. Zu meiner aktiven Zeit in Bielefeld und Mönchengladbach habe ich dort auch lokale Initiativen gegründet, zusammen mit vielen anderen Sportlern, Sportlehrern und -funktionären. Ich war immer mit ganzem Herzen dabei, habe Ostermärsche mitorganisiert und – wo ich konnte – meinen Bekanntheitsgrad genutzt.

1987 wurde dann eine Friedensstafette von Flensburg bis zur Zugspitze durchgeführt. Woran erinnern Sie sich?

Ich weiß noch, dass es die längste und größte „Bewegungsdemo“ Deutschlands werden sollte. Sogar mit Gleitdrachen wurde geflogen. Ich bin damals ein Stück im Ruhrgebiet mitgelaufen, vielleicht 10 bis 15 Kilometer. Es war schön, Friedensaktivismus mit dem Sport zu verbinden. Das war definitiv ein tolles Event und auch für die eigene Motivation sehr wichtig – um weiterzumachen und engagiert zu bleiben.

Die NaturFreunde organisieren in diesem Jahr eine große Wanderung für Frieden und Abrüstung, in 80 Etappen von Flensburg bis zum Bodensee. Was halten Sie davon?

Ich finde den Aufruf toll und unterstütze das NaturFreunde- Projekt sehr gerne. Die NaturFreunde zeigen ja schon über Jahrzehnte hinweg einen großartigen Einsatz in der Friedensbewegung. Und das jetzige Engagement ist eine absolute Notwendigkeit, wie ich finde. In unserer Zeit sprechen viele nur über die Existenzbedrohung des Klimawandels. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es auch andere Krisen gibt. Die vom Krieg betroffenen Menschen im Irak zum Beispiel kümmert es nur wenig, dass bald der Klimawandel unser Überleben bedroht. Deren Leben ist jetzt bedroht. Und das passiert überall, weltweit.

Dabei ist Deutschland einer der weltweit größten Waffenexporteure.

Ich finde es skandalös, dass deutsche Firmen immer noch Geld damit verdienen, anderen Ländern Waffen zu liefern. Bomben sind immer eine Bedrohung, nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Natur. Frieden ist das erste und wichtigste Thema und ich bin dankbar, dass die NaturFreunde es wieder auf die Agenda setzen und dies auch durch die große Friedenswanderung vielen Menschen klarmachen. Das Geld, das wir in die Militarisierung stecken, wird definitiv woanders benötigt.

Interview Yannick Kiesel
www.frieden-in-bewegung.de